Vor einigen Wochen gab der Chef des Arbeitgeberverbandes Niedersachsenmetall, Volker Schmidt, dem Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag (SHZ) ein recht einseitiges Interview zur Elektromobilität. Bei Branchen- und Elektroautokennern kamen seine Aussagen – gelinde gesagt – nicht gut an, da er seine Argumentation an sehr vielen Punkten mit falschen Behauptungen und fehlerhaft zitieren Studien untermauerte. Seit dem Interview sei „bei dem Verband die Hölle los“, schreibt nun der SHZ in einem Nachtrag zu dem umstrittenen Gespräch.
Schmidt behauptete etwa, dass er die „E-Mobilität für die klimaschädlichste Antriebsart“ hält, obwohl unzählige Studien renommierter Einrichtungen weltweit zu einem anderen Schluss gekommen sind. Jetzt zeige sich Schmidt „schon etwas überrascht, was für einen Einschlag das Interview ausgelöst hat.“ Er kann dem ganzen Trubel allerdings auch Positives abgewinnen: „Wir haben Fragen aufgeworfen, die gestellt werden müssen. Dass diese zum Teil heftige Reaktionen ausgelöst haben, war bemerkenswert.“
Es gab aber auch Lob für Schmidt, etwa für die Verteidigung des Dieselantriebs oder für seine Kritik an den „Hysterien und Angstpsychosen“ durch den Dieselskandal, womit er die Sorge vieler Menschen meint, durch zu viel Abgase an vielbefahrenen Straßen gesundheitliche Schäden davonzutragen. Er sprach gar von einem „Feldzug gegen das Automobil“, der Arbeitsplätze gefährde.
Einer, der Schmidts Interview Aussage für Aussage auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfte, ist Robin Engelhardt, der sich schon seit vielen Jahren intensiv mit Elektroautos beschäftigt. In einem Blogeintrag nahm er Schmidts „postfaktisches Interview“ sehr genau unter die Lupe. Besonders kritikwürdig ist demnach Schmidts Aussage zur Ökobilanz von Elektroautos, für die der Chef des Arbeitgeberverbandes eine nachweislich fehlerhaft zitierte Studie heranzog. Selbst die Studienautoren haben schon mehrfach darauf hingewiesen, dass die in den Medien kursierenden Zahlen falsch sind. Bei vielen anderen Vergleichen und Hochrechnungen sei Schmidt ebenfalls nicht auf der Höhe der Zeit, so Engelhardt.
Schmidt „nicht grundsätzlich gegen die Elektromobilität“
Schmidt seinerseits sehe sich dem SHZ zufolge weiterhin im Recht, er relativiert aber, dass er „nicht gegen die Elektromobilität grundsätzlich“ sei. Elektroautos werden „ein fester Bestandteil der Zukunft des Individualverkehrs sein“, sagt er. „Das Greenwashing gerade der Lithium-Ionen-Technologie“ allerdings werde er nicht akzeptieren. Für ihn ist die Lithium-Ionen-Batterie nur eine Brückentechnologie, da sie „teuer, klimapolitisch umstritten und ihre Reichweite technologisch begrenzt“ sei.
Aber auch in der Aufregung um das Interview stĂĽtzt sich Schmidt erneut auf äuĂźerst fragwĂĽrdige Expertengruppen und bringt Fakten durcheinander. Er bringt etwa „namhafte Toxikologen und Lungenfachärzte“ ins Gespräch, „die jegliche Gesundheitsgefährdung durch diese Emissionen komplett ausschlieĂźen“. Aber auch diese Sache hat einen Haken: Denn in dem Positionspapier, in dem gut hundert Fachärzte die aktuell gĂĽltigen Schadstoffgrenzwerte als „Witz“ darstellen, werden andere Forscher diskreditiert und fundierte Erkenntnisse bestritten – ohne jeden Beweis.
Quelle: SHZ – Interview zu E-Mobilität löst heftige Debatte aus
Sicher kein Einzelfall, diese Story. Ich finde es positiv, dass nun solche Interviews nicht mehr ohne Gegenkommentare in der Ă–ffentlichkeit hingenommen werden. Klar, wir mĂĽssen dies auch in der umgekehrten Richtung akzeptieren.
Das Fazit wird sich im Laufe der Zeit herauskristallisieren.
Beharrlich ist er ja der Schmidt! Leider nicht lernfähig und außerdem ein schlechter Verlierer!
Trotz eines Sturmes der Entrüstung über sein 1. Interview hält er weiterhin an seinen falsch interpretierten Quellen fest. Zumindest die Unterstützung des Verkehrsministers ist ihm sicher.
Aber wie lange noch?
Der Feldzug zum Erhalt der Arbeitsplätze in der Automobil- und Kohleindustrie erinnert mich sehr an PLANWIRTSCHAFT … und das ausgerechnet von Herren die am lautesten den „Markt“ propagieren!!!!!!