Irgendwie ist der Wurm drin beim Microlino. Erstmal ein wenig Grundwissen: Die Schweizer Familie Ouboter, bekannt für Tret- und Kickroller unter dem Namen Micro, arbeitet bereits seit 2015 an einer rein elektrischen Version der Knutschkugel Isetta. Geplant war, dass das italienische Unternehmen TMI den Microlino bauen sollte. Seit Herbst 2018 ist TMI in den Händen von Klaus Dieter Frers und dessen Unternehmen Artega. Frers ist zudem Chef des Autozulieferers Paragon und Aufsichtsratsvorsitzender des Batteriespezialisten Voltabox.
Nach etlichen Verzögerungen des Produktionsbeginns für den Microlino musste die Familie Ouboter in dieser Woche die mittlerweile gut 15.000 Interessenten nochmals über eine Verzögerung unterrichten: Auftragsfertiger TMI liefere nicht die gewünschte Qualität, zudem gebe es Unstimmigkeiten mit Frers, berichtet das Fachmagazin Edison. Frers wiederum kündigte kurz darauf an, selbst einen ganz ähnlichen Elektro-Kleinstwagen bauen zu wollen mit ganz ähnlichem Namen: Karolino.
Im Gespräch mit dem Edison erklärte Frers, der Karolino soll deutlich stylischer und hochwertiger werden als der Microlino, der eher spartanisch sei. Er wolle den Wagen bereits auf der IAA im Herbst vorstellen und im Oktober mit den Auslieferungen beginnen. Mehrere Hundert Fahrzeuge seien noch in 2019 geplant, ab 2020 will er in die Tausenden gehen.
Den Microlino will Frers trotz der nun öffentlich gewordenen Verstimmungen dennoch bauen, wie er gegenüber Edison versicherte. Beide Seiten verhandelten auch noch miteinander, so Frers. Rechtliche Probleme sehe bei seinem etwas eigenwilligen Projekt nicht, die Werkzeuge für die Produktion seien bereits bestellt.
Die Familie Ouboter hingegen sieht die Sache anders: „Der Joint-Venture-Vertag mit TMI lässt das nicht zu“, erklärte Merlin Ouboter gegenüber Edison. Er ist bei der Microlino AG fürs Marketing verantwortlich und der Sohn des Firmengründers und -chefs Wim Ouboter. Man überlege bereits, sich von TMI zu trennen: „Wir verhandeln bereits und arbeiten an einem Plan B“, so Merlin Ouboter. Er hoffe weiterhin, im Sommer die ersten Kunden in der Schweiz beliefern zu können.
Showrooms in München und der Schweiz seien bereits angemietet. Einem möglichen Konkurrenzmodell gegenüber zeigt sich Ouboter guten Mutes: Die Kunden würden lieber beim Original bleiben, sagte er Edison selbstbewusst.
Quelle: Edison – Der Karolino tritt gegen den Microlino an