Hollywood hätte für den 50. Lauf in der Geschichte der Formel E wohl kein besseres Drehbuch schreiben können. Rundenlang bekämpften sich Sam Bird (Virgin) und Andre Lotterer (DS) auf abtrocknender Strecke um die Führung in Hongkong. Einen emotionalen ersten Karrieresieg feierte dennoch ein gänzlich anderer Fahrer: Edoardo Mortara.
Der Venturi-Mann profitierte seines Zeichens von einer nachträglichen 5-Sekunden-Zeitstrafe gegen Bird, der den Zielstrich vorläufig auf Platz 1 überquerte. Zuvor hatte sich der Brite über weite Strecken des Rennens mit seinem DS-Rivalen duelliert und war nach drei Safety-Car-Phasen und einer Rennunterbrechung nur zwei Runden vor dem Zieleinlauf im Positionskampf mit dem Deutschen kollidiert.
Lotterer rettete sich nach dem folgenschweren Auffahrunfall mit einem Plattfuß auf Platz 14 ins Ziel. Bird gewann das Rennen, musste seinen Sieg jedoch wenige Stunden nach Zieleinlauf an Mortara abgeben und wurde durch seine Strafe nur noch als Sechster gewertet. Di Grassi (Audi) und Frijns (Virgin) rückten auf das Podium auf, Abt (Audi) und Massa (Venturi) komplettierten vor Bird die Top 5. Mortara ist damit der fünfte Rennsieger im fünften Rennen der Formel-E-Saison 2018/19.
Hohe Ausfallquote
Der Hongkong E-Prix war gekennzeichnet von Pleiten, Pech, Platzregen und Ausfällen. Gerade einmal 14 von 22 Piloten erreichten das Ziel. Unter anderem beendete mit Überraschungs-Pole-Sitter Stoffel Vandoorne (HWA) und Oliver Rowland (Nissan) kein Fahrer aus der ersten Startreihe den E-Prix. Das Duo hatte sich zuvor im verregneten Super-Pole-Shoot-out gegen Mortara, Lotterer, Gary Paffett (HWA) und di Grassi durchgesetzt.
Beide Fahrer mussten, genauso wie Buemi (Nissan) und Piquet jr. (Jaguar), das Rennen jedoch in Folge eines technischen Defekts an ihren Fahrzeugen vorzeitig aufgeben. Durch eine Kollision mit Dragon-Neuzugang Felipe Nasr beendeten zudem beide Mahindra-Fahrer das Rennen vorzeitig. Das Dreiergespann blockierte die Strecke in Kurve 2, dem späteren Schauplatz des Bird-Lotterer-Crashs, wodurch das Rennen zwischenzeitlich für Räumungsarbeiten mit einer roten Flagge unterbrochen werden musste.
Rabenschwarzer Tag für BMW
Auch BMW musste im Hafen von Hongkong einen schweren Rückschlag einstecken. Alexander Sims schied mit einer beschädigten Hinterradaufhängung nach einem Fahrfehler aus, sein Teamkollege Antonio Felix da Costa kam über einen, trotz Startplatz 20, enttäuschenden 10. Platz nicht hinaus. Vor dem Portugiesen beendeten Oliver Turvey (NIO), Paffett und Mitch Evans (Jaguar) das Rennen.
Die Meisterschaft spitzt sich indes weiter zu. Sam Bird (54) übernimmt durch den d’Ambrosio-Totalausfall und einen Extra-Punkt für die schnellste Rennrunde die Führung in der Fahrerwertung, führt allerdings nur mit einem Punkt vor dem Belgier (53). Dicht dahinter: Lucas di Grassi (52), Edoardo Mortara (52) und Antonio Felix da Costa (47). Das nächste Formel-E-Rennen findet am 23. März im chinesischen Sanya statt.