Das Münchner Unternehmen emonvia hat sich bewusst mit Versorgern und Komponentenlieferanten zusammengetan, um ein Netzwerk aus Installations- und Wartungsdienstleistern aufzubauen. Hierdurch hat man bspw. als Unternehmen, beim Ausbau einer Elektromobilen Infrastruktur, nur noch einen, statt zehn verschiedene Ansprechpartner. Statt Sonderlösungen macht man beim Münchner Start-Up Ladelösungen für alle Fahrzeuge möglich und vereinfacht so den Zugang zur Elektromobilität.
Im gemeinsamen Gespräch mit Unternehmer Eduard Schlutius, CEO emonvia, habe ich mich über verschiedene Punkte ausgetauscht. So haben wir beleuchtet welche Rolle emonvia beim Wandel hin zur E-Mobilität einnehmen möchte, welche Rolle Privatpersonen spielen und wie er selbst mit der Elektromobilität in Berührung gekommen ist.
Herr Schlutius ihr Unternehmen emonvia möchte den Wandel hin zur E-Mobilität mitgestalten. Welche Rolle nimmt emonvia hierbei ein?
Um der Elektromobilität zum Durchbruch zu verhelfen, muss den Beteiligten die Angst vor dem Thema genommen werden. Das gelingt vor allem durch ein dezentrales und engmaschiges Netz an Ladeinfrastruktur, wobei alle Besitzer von Parkplätzen erstmal gleichermaßen betroffen sind.
emonvia versteht sich als integrativer Marktplatz um all den Parteien die Möglichkeit zu geben, Gästen, Kunden und Mitarbeitern das Laden an ihren Parkplätzen zu ermöglichen, ohne sich mit dem Betrieb wirklich befassen zu müssen.
Unsere Aufgabe muss es also sein, den Besitzern der Ladestationen alle Komplexität und damit die Angst vor dem Aufbau von Ladestationen zu nehmen. Davon profitieren unsere Kunden und die Umwelt. Wir sehen uns also ganz klar als Treiber der Mobilitätswende.
Ihre Produktlösungen richten sich hauptsächlich an Gewerbekunden, Firmen und Hotels. Können Sie uns hierzu einen Einblick geben?
Grundsätzlich funktioniert unsere Lösung für viele Bereiche wie Unternehmen, Supermärkte und Hotels, jedoch ist unser Fokus ganz klar auf charge@work, also das Laden im Unternehmen. Das liegt vor allem daran, dass ein Großteil der zugelassenen Fahrzeuge tagsüber für lange Zeit am Arbeitsplatz steht und so die idealen Voraussetzungen für einen Ladevorgang geschaffen sind.
Häufig fangen Unternehmen mit kleinen Installationen an, um ein Gefühl für das System zu kriegen und die ersten elektrischen Fahrzeuge zu laden. Dafür bieten wir gebündelte Produkte aus Hardware und Backend an. Zu viel Komplexität wird auf Dauer nicht angenommen. Unser Prozess ist daher denkbar einfach: Registrieren, Ladestation hinzufügen, Tarife individuell gestalten und Mitarbeiter einladen. Alles weitere passiert dann nahtlos im Hintergrund.
Für besonders aufwändige und große Projekte treten wir als Full-Service-Provider auf und kümmern uns um alles – von der Beratung, über die Installation und dem eigentlichen Betrieb bis hin zu den Abrechnungsmodalitäten, sowie Wartung und Service Ein Fuhrpark wie der unseres Kunden TRUMPF und N-ERGIE mit teils 200 Anschlüssen lässt sich einfach nicht von der Stange verkaufen.
Stattdessen bedarf es eines guten Konzepts, erfahrener Installateure und der Möglichkeit zu individuellen Produktlösung. Für Unternehmen mit weniger Ladepunkten bzw. geringeren Anforderungen haben wir eine unkomplizierte Alternative. Mit unseren Bundel-Produkten können sich die Kunden bereits online ihre Wunschlösung zusammenstellen und anfordern.
Spielen Privatpersonen für emonvia eine Rolle? Wenn ja, welche?
Privatpersonen sind ja letzten Endes diejenigen, welche die Elektroautos fahren. Nur wenn der Fahrer das Produkt gerne nutzt wird es sich verbreiten. Das macht sie zu den maßgeblichen Entscheidern der Branche.
Wenn durch Privatpersonen die Elektromobilität gefordert wird müssen sich auch die Unternehmen stärker mit dem Thema auseinandersetzen. So wird auch die Ladeinfrastruktur ausgebaut. Durch unsere Lösungen wollen wir den Fahrern den Zugang zur Elektromobilität erleichtern und auch deshalb sind Unternehmen und Wohnungswirtschaft ein großer Anker.
An dieser Stelle ist es wichtig zu erwähnen, dass wir Privatpersonen nicht direkt targetieren. Wir dürfen uns ein Jahr nach der Gründung nicht verzetteln. Hier müssen wir genau abwägen. Aber es ist für Privatpersonen ein großer Mehrwert, wenn der Arbeitgeber charge@work anbietet. Im Durchschnitt verbringt jeder ca. 8 Stunden am Arbeitsplatz und kann dann mit einem vollständig geladenen Fahrzeug nach Hause fahren. So profitieren alle davon.
Kommen wir ein wenig weg von Ihrem Unternehmen. Was hat sie selbst zur E-Mobilität getrieben?
Da hat mich vor allem meine Familie geprägt. Meine Eltern und mein Bruder beschäftigen sich schon seit langer Zeit mit Elektromobilität. Ich bin damit aufgewachsen und da war für mich klar, dass ich auch etwas in diese Richtung machen möchte. Dazu kommt noch, dass Emobility ein großer Wegbereiter für zukünftige Mobilitätsthemen ist, an die ich glaube, wie CarSharing oder autonomes Fahren.
Meine Leidenschaft hin zu den neuen Mobilitätstreibern ist daher sehr groß und ich möchte mich aktiv am Wandel beteiligen. Das ist der richtige Weg.
Der Fokus lag zu lange darauf, unsere Umwelt ideal auf eine große Anzahl an fahrenden und parkenden Autos zu optimieren. Wir müssen anfangen, insbesondere in Städten wieder den Menschen in den Vordergrund zu stellen und Emissionen zu verringern. Saubere und leise Mobilität ist dabei ein Schlüsselfaktor. Zusätzlich muss sich meiner Meinung nach auch die Anzahl an Fahrzeugen verringern. Wir haben also noch einiges zu tun und stehen erst am Anfang.
Im Interview mit energate messenger erwähnten Sie, dass aus ihrer Sicht die E-Mobilität vor ihrem Durchbruch steht. Worauf stützen sie diese Aussage?
Da gibt es mehrere Faktoren, die dafürsprechen. Zum einen wurden die Fördermaßnahmen für E-Mobilität verlängert. Besonders interessant ist hier die Maßnahme der 0,5% Versteuerung von persönlichen Dienstwagen, die bis 2030 verlängert wurde. Dadurch werden die meisten Neuwägen durch Unternehmen zugelassen und in ein paar Jahren profitiert der Zweitmarkt von den Elektrofahrzeugen.
Das ist aber nur möglich, wenn für die Unternehmen Anreize, wie die 0,5% Versteuerung geschaffen werden. Die Politik hat mit der Verlängerung die richtige Entscheidung getroffen.
Ein weiterer Faktor sind die geplanten und bereits erhältlichen E-Modelle von namhaften Herstellern, wie VW, Audi etc. Man muss sich nur die aktuellen Kampagnen von Volkswagen anschauen. Der Trend lässt sich nicht mehr aufhalten.