Bereits im Dezember 2013 hat der Verband der Automobilindustrie (VDA) die ubitricity Ladeinfrastruktur mit einem Laternenladepunkt in Berlin-Mitte getestet. Nun, knapp sechs Jahre später, kommt man zurück in unsere Hauptstadt. Dieses Mal im Gepäck bis zu 1.000 neue Ladepunkte für E-Fahrzeuge im öffentlichen Raum sowie über weitere 600 im privaten Bereich.
Im Rahmen des „Sofortprogramms Saubere Luft 2017 bis 2020“, initiiert vom Bundeswirtschaftsministerium, setzt ein Konsortium aus Berliner Wirtschaft, Forschung und Politik rund um das Unternehmen ubitricity ein Projekt zur Ladeinfrastruktur um. Ziel des Projekts ist es, kosteneffiziente Ladeinfrastruktur für Elektromobilität in Berlin zu fördern, um so maßgeblich zur Reduktion der innerstädtischer Stickoxidwerte beizutragen.
Zeitnaher Ausbau einer kosteneffizienten Ladeinfrastruktur im Fokus
Mit dem nun genehmigten Projekt zielt man darauf ab, in Berlin zeitnah kosteneffiziente Ladeinfrastruktur mit Abrechnung aufzubauen, um damit den Ausbau der Elektromobilität signifikant zu fördern. Fokussiert wird hierbei der Ausbau der Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum an umgerüsteten Laternen für alle. Sowie der Ausbau im Bereich privater und gewerblicher Nutzung (z.B. Parkhäuser). Begleitend wird das Potenzial der lokalen Kopplung von E-Mobilität und Erneuerbarer Energie geprüft.
„Mit dem Projekt „Aufbau von Mobile Metering Ladepunkten im öffentlichen Raum“ werden bis zu 1.000 Laternenladepunkte in den Berliner Bezirken Marzahn-Hellersdorf und Steglitz-Zehlendorf errichtet und erprobt. Untersucht werden soll, wie der Aufbau öffentlicher Ladepunkte für Anwohnerinnen und Anwohner ohne dauerhaften und gesicherten Zugang zu privaten Parkplätzen erfolgen kann.“ – Jan Thomsen, Pressesprecher der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz
Des Weiteren will man in Erfahrung bringen, inwiefern öffentliche Laternenladepunkte dazu beitragen können, Elektromobilität für immer mehr Menschen attraktiv zu machen. Das Laternenladeprojekt soll in das Berliner Modell integriert werden. Laut Aussage von Thomsen teste man damit neue Ideen auf ihre Wirtschaftlichkeit und Anwenderfreundlichkeit und fördere die Elektromobilität in der eigenen Stadt.
In diesem Zusammenhang verwies Dr. Frank Pawlitschek, CEO und Co-Founder von ubitricity, auf ein vergleichbares, erfolgreich gestartetes Projekt in London. Dort konnte man seiner Aussage nach mittlerweile „erfolgreich nachweisen, dass ein nutzungsfreundliches Verfahren für den Aufbau von Ladeinfrastruktur zur Etablierung der Elektromobilität als echte Mobilitätsalternative für Anwohnerinnen und An-wohner ohne eigenen Stellplatz beitragen kann“.
Die geplanten Mobile Metering Ladepunkte werden mit einem SmartCable zu nutzen sein – einem intelligenten Ladekabel mit integriertem Stromzähler für das Nutzerinnen und Nutzer einen Vertrag mit einem Stromanbieter ihrer Wahl abschließen. Im Fortgang des Projekts steht dann der vereinheitlichte Zugang zur gesamten Berliner Ladeinfrastruktur im Fokus, um eine einfache, diskriminierungsfreien Nutzung der öffentlichen Ladeinfrastruktur zu ermöglichen.
„Hubject wurde gegründet, um das Laden von Elektromobilen so einfach wie möglich zu machen. Daher freuen wir uns, unseren Teil zu noch mehr Nutzerfreundlichkeit beizutragen, indem wir für dafür sorgen, dass auch Mobile Metering in unserem globalen intercharge-Netzwerk funktioniert. Dafür meistern wir gemeinsam mit unseren Partnern Hürden wie zum Beispiel die einheitliche Eichung. Das bringt uns unserem Ziel, einen weltweit einheitlichen Lade-Standard herzustellen ein gutes Stück näher.“ – Christian Hahn, CEO Hubject
Ladepunkte im privaten Raum ebenfalls im Blick
Das Projekt wird sich allerdings nicht nur auf Ladepunkte im öffentlichen Raum begrenzen, sondern auch den privaten Raum berücksichtigen. Gunnar Wilhelm Geschäftsführer der GASAG Solution Plus, gab in diesem Zusammenhang zu verstehen, dass mit diesem Projekt bis zu 600 E-Ladepunkte in Gewerbeimmobilien und in Mehrfamilienhäusern für Berliner errichtet werden. Dabei trage GASAG Solution Plus dazu bei den Wärme- mit dem Mobilitätssektor zu vernetzen und somit Effizienzen und Synergieeffekte zu heben. Aus seiner Sicht ist dies „nicht nur ein Beitrag für mehr Klimaschutz in der Stadt, sondern entlastet zugleich auch die Stromnetze und unterstützt damit auch die Energiewende“.
Das Projekt, welches künftig auch als Modellprojekt für andere Kommunen dienen kann, wird wissenschaftlich begleitet. Daniel Freund, Leiter des Anwendungszentrums Smart Energy Systems am DAI-Labor der TU Berlin, gibt zu verstehen, dass das „Mobile Metering zusammen mit der hohen erwarteten Nutzerzahl im Projekt“ es ermöglicht „neuartige datengetriebene Analysen zu erproben, sowie die Entwicklung intelligenter Verfahren und Werkzeuge für die zielgerichtete Planung und Steuerung von Ladeinfrastruktur“ durchzuführen. Des Weiteren möchte man hierdurch Überlastung und Verfügbarkeitsengpässe verhindern.
„Am RLI interessiert uns besonders die Zusammenführung der verschiedenen Erkenntnisse der Projektpartner. In vorherigen Forschungsprojekten haben wir festgestellt, dass es wichtig ist, die sehr komplexen Aspekte von Ladeinfrastrukturaufbau, wie etwa Genehmigungsprozesse, Emissionen und Netzauswirkungen anschaulich zu bündeln. So kann man kompakte Entscheidungsgrundlagen für den weiteren Ausbau schaffen. Mit Hinblick darauf, werden wir uns auch das Potenzial für die lokale Kopplung von E-Mobilität und Erneuerbarer Energie im Stadtgebiet anschauen.“ – Oliver Arnhold, Bereichsleiter Mobilität mit Erneuerbaren Energien am Reiner Lemoine Institut
Die Projektpartner werden in Kürze auf der Plattform www.neueberlinerluft.de über die Fortschritte des Vorhabens informieren.
Quelle: ubitricity – Pressemitteilung vom 10. Januar 2019
Klingt erst mal interessant, obwohl ein zusätzliches Ladekabel mitgeschleppt werden muss. Interessant wird auch die Standortauswahl. In ca. 1km Entfernung habe ich in einem Industriegebiet einen Laternenladepunkt, der nie genutzt wird. Letztendlich sollten solche Ladepunkte an der Arbeitsstelle und an der Wohnanschrift von eAuto-Fahrern und entsprechend beschildert sein, damit sie auch frei bleiben und nicht von Verbrennern zugeparkt werden. Ich wohne zufälligerweise in Marzahn, also einem der Testgebiete und bin gespannt, ob man da auch einen Ladepunkt in der Nähe bekommen kann. Weiterhin kommt es auf das Kabel an, wie man sich das preislich vorstellt. Für mehrere hundert Euro können die ihr Kabel dann behalten. Wie gesagt, es wird interessant.