Im Zusammenhang mit E-Mobilität kommt nicht nur die Beschaffung neuer Rohstoffe für die E-Batterien zur Sprache, sondern auch deren Recycling und Wiederverwertung. Unternehmen wie Digital Energy Solutions errichten beispielsweise einen 2,19 MWh Großspeicher mit BMW i3-Akkus, ein Kohlekraftwerk wird zu automobilem Batteriespeicher oder selbst Großbritannien plant nationales Netz aus Batteriespeichern mit einer Leistung von mehr als zwei Gigawatt. Volvo möchte auch auf diesem Gebiet vorne mit dabei sein und beteiligt sich an einem einzigartigem Forschungsprojekt.
So geht mittlerweile die Inbetriebnahme des voraussichtlich ersten stationären Energiespeichers in Europa mit großen Schritten voran. Bei diesem stationären Energiespeicher kommen gebrauchte Batterien aus Elektrobussen zum Einsatz. Die Lithium-Ionen-Eisenphosphat-Batterien stammen von den Volvo-Elektrobussen, die in der schwedischen Metropole Göteborg auf der Linie 55 verkehren. Durch die Weiterverwendung im Energiespeicher erhalten diese ein neues „zweites“ Leben. Sie werden verwendet zur effizienten Wiederverwertung zur Speicherung von Solarenergie.
E-Bus-Batterien erhalten zweites Leben für Forschungsprojekt: „Wohnen mit positiver Energie- und Umweltbilanz“
Als Teil eines Forschungsprojekts, bei dem die Volvo Bus Corporation, Göteborg Energi, Riksbyggen und Johanneberg Science Park zusammenarbeiten, wird ihre Nutzung zur Elektrizitätsspeicherung in Mehrfamilienhäusern untersucht, die über eine eigene Stromerzeugung durch Sonnenkollektoren verfügen.
Da immer mehr Städte den Umstieg auf den Personentransport in elektrifizierten Bussystemen planen erscheint es nur sinnvoll, dass man sich Gedanken darüber macht, wie man am Ende des regulären Lebenszyklus mit den gebrauchten E-Bus-Batterien verfährt. Die Volvo Bus Corporation beteiligt sich an einem Forschungsprojekt, bei dem gebrauchte Elektrobus-Batterien ein neues Leben durch die Wiederverwertung als stationäre Speicheranlagen für Solarenergie erhalten. Dabei handelt es sich um die Batterien einer früheren Generation, die in den elektrischen Volvo-Bussen auf Linie 55 ausgetauscht und durch die aktuelle neue Batteriegeneration mit höherer Kapazität ersetzt worden sind.
Das Forschungsprojekt selbst ist in der neu erstellten Wohnanlage Viva in Göteborg beheimatet. Es handelt sich, um ein Projekt der genossenschaftlich organisierten Wohnungsbau- und Wohnverwaltungsgesellschaft Riksbyggen. Das innovative Viva-Wohnprojekt hat sich das „Wohnen mit positiver Energie- und Umweltbilanz“ (Positive Footprint Housing) zum Ziel gesetzt. Mit der Realisierung des stationären Energie-Speichersystems soll der Appartment-Komplex Schwedens innovativstes und nachhaltigstes Wohnungsprojekt werden. Die ersten Mieter ziehen derzeit bereits in ihre neuen Wohnungen ein.
Wie die Grafik zu Beginn des Artikels bereits aufzeigt, hat man ein System geschaffen, bei dem Energie von den Sonnenkollektoren auf den Dächern der Wohnanlage in Batterien gespeichert wird, die zuvor Elektrobusse auf der Buslinie 55 angetrieben haben. Der stationäre Energiespeicher dient dazu, sowohl die Stromverbrauchsspitzen des Gebäudekomplexes zu kappen als auch die überschüssig erzeugte Solarenergie zu speichern oder zu verkaufen.
Das Speichersystem dient außerdem zum Bezug von Elektrizität aus dem nationalen Stromnetz. Sprich, wird der Strom preisgünstig angeboten und umweltfreundlich erzeugt, kann er zur späteren Verwendung aus dem öffentlichen Netz zugekauft und gespeichert werden. Dies verbessert sowohl die Effizienz des eigenständigen Viva-Energiesystems als auch die des städtischen Stromnetzes.
“Wir wissen, dass Batterien aus Elektrobussen nach dem Ende ihres Einsatzes im Öffentlichen Personennahverkehr ein großes Potenzial für weitere Verwendungsmöglichkeiten bieten, zum Beispiel im Rahmen der stationären Energiespeicherung. Was wir in diesem Zusammenhang hier untersuchen und ausloten, sind die Qualität und die Effizienz dieses Potenzials.
Die Verwendung in einem stationären Energiespeichersystem verhilft den Batterien nach dem Ende ihrer Verwendung im ÖPNV zu einer verlängerten Lebensdauer, also einem „zweiten Leben“. Dies wiederum führt zu einer besseren und ressourcenschonenderen Nutzung sowie einer geringeren Umweltbelastung. Hier bei Volvo untersuchen wir zahlreiche Möglichkeiten für die Wiederverwendung von Busbatterien zur Energiespeicherung, und Viva ist ein sehr gutes Beispiel dafür.” – Ylva Olofsson, Projektkoordinatorin bei Volvo
Für dieses erste Forschungsprojekt kommen 14 gebrauchte Lithium-Ionen-Eisenphosphat-Batterien aus Elektrobussen zum Einsatz. Eingebaut sind diese in einer sogenannten Batteriekammer und in diesem zu einem 200-kWh-Speicherpaket verbunden. Dieser stationäre Energiespeicher ermöglicht die Nutzung eines größeren Anteils der von Viva erzeugten Solarenergie zur Abdeckung des eigenen Energiebedarfs in diesem innovativen Wohnprojekt.
Die Erforschung der Energiespeicherung in gebrauchten Busbatterien erfolgt mit Unterstützung durch das EU-Projekt IRIS Smart Cities. IRIS ist ein Vorzeigeprojekt, das in mehreren sogenannten „Leuchtturm-Städten“ in Europa durchgeführt und durch EU HORIZON 2020 finanziert wird.
Im März haben wir bereits erfahren, dass sich in Bezug auf die Akkus von E-Bussen sich auch der Bushersteller MAN gemeinsam mit den lokalen Verkehrsbetrieben in Hamburg VHH Gedanken macht, wie es für diese nach dem sechsjährigen Einsatz im E-Bus weitergeht.
Quelle: Per Mail