Entscheider glauben eher an den Erfolg von Wasserstoffautos als von reinen Elektroautos. BMW, Tesla und BYD werden als Technologieführer bei der Elektromobilität angesehen. Autohersteller werden an Fusionen nicht vorbeikommen, wenn sie den Kampf mit den großen Technologiekonzernen um die Vorherrschaft im „Ökosystem Auto“ nicht verlieren wollen.
Das sind wesentliche Ergebnisse des „Global Automotive Executive Survey 2018“ der Unternehmensberatung KPMG, für den weltweit über 900 Entscheider der Automobil- und Technologiebranche sowie mehr als 2100 Konsumenten befragt wurden.
Entscheider glauben eher an Wasserstoff als an Batterie-Elektroautos
Von den befragten Führungskräften sind 54 Prozent der Meinung, dass rein batterieelektrische Fahrzeuge aufgrund der Herausforderung beim Aufbau der erforderlichen Infrastruktur scheitern werden. Obwohl die Führungskräfte im Vergleich zum letzten Jahr optimistischer geworden sind, bleiben die Hindernisse hoch.
Die überwiegende Mehrheit der Führungskräfte glaubt, dass Wasserstoffautos der eigentliche Durchbruch für die Elektromobilität sein werden. Dieser Optimismus ist im Vergleich zum letzten Jahr leicht zurückgegangen, aber überwältigende 77 Prozent der Führungskräfte stimmen immer noch absolut oder teilweise zu.
„Auch, wenn immer wieder vom Durchbruch der E-Mobilität zu hören ist: es wird künftig keineswegs nur noch Elektroautos geben. Auf absehbare Zeit werden auch weiterhin die unterschiedlichen Antriebe nebeneinander existieren. Beim Diesel gehen die Meinungen auseinander: Die Hälfte der Führungskräfte geht davon aus, dass dieser auf absehbare Zeit eine Option sein wird. Dem widersprechen allerdings zwei von drei Kunden, in Westeuropa sogar 70 Prozent.“ – Dieter Becker, Global Head of Automotive bei KPMG
Kosten, Infrastruktur und Ladeerfahrung als größte Herausforderungen
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass für Führungskräfte die Kosten (30 Prozent) und die Infrastruktur (28 Prozent) die wichtigsten Herausforderungen für die Elektromobilität sind, gefolgt vom regulatorischen Umfeld (25 Prozent). Der ökologische Fußabdruck (18 Prozent) wird als am wenigsten wichtig erachtet, allerdings wird die vollständige Lebenszyklusperspektive relevanter.
Die Meinung der Führungskräfte zu den Herausforderungen der E-Mobilität stimmt mit den größten Verbraucherhindernissen überein. Für den Verbraucher sind finanzielle Aspekte bei der Entscheidung für ein Elektroauto ebenfalls die wichtigsten Kriterien (35 Prozent). Sie scheinen aber immer noch den reinen Kaufpreis eines Autos zu priorisieren, und vernachlässigen dabei den Kompletten-Lebenszyklus-Vorteil von Elektroautos, die ihren zunächst höheren Kaufpreis mit geringeren Wartungs- und Betriebskosten wieder aufholen können. Die Studie empfiehlt deshalb den Autoherstellern, diesen Vorteil bei der Bewerbung ihrer Elektroautos herauszuheben.
Verbraucher stufen die Ladeerfahrung als zweitgrößtes Hindernis ein. Dies steht in direktem Zusammenhang mit der noch lückenhaften Ladeinfrastruktur, umfasst aber auch Themen wie Ladezeiten, Benutzerfreundlichkeit und Abrechnungs-Transparenz, die verbessert werden müssen. Die Kundenzufriedenheit der E-Mobility wird weiterhin durch einen positiv erlebten Ladeprozess gefördert, bei dem die Ladezeit ein Schlüsselelement ist. Mehr als 50 Prozent der Verbraucher und sogar 60 Prozent der Führungskräfte glauben, dass die Ladezeiten für Elektroautos den heutigen Tankzeiten von Benzinern und Dieseln entsprechen müssen.
E-Leadership – neue Spieler auf dem Vormarsch
Elektromobilität wird die Hersteller vor große Herausforderungen stellen, da sie ihre Produkte anpassen und serviceorientierte Geschäftsmodelle entwickeln müssen. Führungskräfte sehen BMW als Nummer 1 unter den E-Mobilitätsführern, auf Rang 2 folgt der Elektroauto-Pionier Tesla. Der chinesische Hersteller BYD hat einen großen Schritt nach vorne gemacht und sich ebenfalls auf dem Podium platziert und Rang 3 ergattert. Dies zeigt, dass chinesische Autohersteller bei globalen Führungskräften einen guten Ruf haben.
Erst wenige fahren auf Carsharing ab
Carsharing ist in Deutschland zwar ein wachsender Markt, aber immer noch eine zu vernachlässigende Größe. Einer Fahrzeugflotte von 45 Millionen Kfz stehen nur 16.000 Carsharing-Autos gegenüber, das ist ein Marktanteil von 0,04 Prozent. Doch das Statussymbol „mein Auto“ verliert zunehmend an Bedeutung: 55 Prozent der Autofahrer wären bereit, auf ein eigenes Fahrzeug zu verzichten, wenn Carsharing-Möglichkeiten breitflächiger angeboten und noch leichter zu nutzen wären. Und fast die Hälfte (43 Prozent) meint, dass die Hälfte der Autobesitzer, die sie kennen, schon 2025 kein eigenes Fahrzeug mehr besitzen will.
Neue Geschäftsmodelle erforderlich
Mehr als 80 Prozent der Entscheider sind überzeugt, dass die Verwertung der Fahrzeug- und Fahrerdaten künftig den Hauptbestandteil des Geschäftsmodells der Autobranche ausmachen werden. Der Begriff der Grundausstattung muss deshalb neu definiert werden: 85 Prozent der Führungskräfte und drei von vier Kunden sind überzeugt, dass Daten- und Cybersicherheit künftig Voraussetzung für den Kauf eines Autos sein werden.
Die weltweite Autoproduktion wird noch vor Ende des Jahrzehnts die 100 Millionen-Marke knacken, so die Studie. In über 700 Fabriken werden heute rund 3000 verschiedene Modelle produziert, von denen nur zwei Prozent reine Elektroautos sind.
Quelle: KMPG – Global Automotive Executive Survey 2018 // Manager Magazin – Auto-Bosse sagen Scheitern des Elektroautos voraus