Das in dieser Form wohl einzigartige Carsharing-Angebot mit Elektroautos in der Samtgemeinde Tarmstedt wird seit wenigen Wochen professioneller organisiert. Die fünf Mitglieder der privaten Carsharing-Initiative, die vor drei Jahren mit sechs e-Golfs an den Start gegangen sind, schlüpfen unter das Dach des niederländischen Mobilitätsdienstleisters Greenwheels. Inzwischen gibt es im Raum Tarmstedt acht e-Golfs an sieben Stationen in verschiedenen Dörfern zu buchen.
Bewusst hat sich unser ursprünglich lokales e-Carsharing Angebot mit Unterstützung des Kooperationspartners Greenwheels in einen nationalen Verbund gestellt. Die Tarmstedter haben die deutschlandweit geltenden Greenwheels Tarife übernommen … ebenso weitere Merkmale der Greenwheels-Flotte, wie die Fahrzeug-Beklebung, das “Fleetchecken” oder die bundesweite Service-Telefon-Hotline 24/7.
Die in Tarmstedt, Wilstedt, Bülstedt, Vorwerk, Buchholz und Rhade stationierten Stromautos tauchen also inzwischen im Buchungssystem von Greenwheels auf. Alexander Hinz, Geschäftsführer von Greenwheels, war im Vorfeld zweimal aus Rotterdamer Firmenzentrale nach Tarmstedt angereist, um mit Wolf Warncke noch einige vertragliche Details zu besprechen. Warncke leitet mit seinem Bruder Peter das gleichnamige Autohaus, das selbst zwei der Carsharingwagen in den niederländisch-deutschen Verbund einbringt und zudem als “Fleetchecker” künftig dafür sorgt, dass die Stromautos technisch in Ordnung und permanent verfügbar sind.
Wer sich den Internetauftritt von Greenwheels anschaut, wird als Carsharing-Standorte unter anderem Städte wie Hamburg, Hannover, Berlin und Düsseldorf entdecken, aber keine einzige ländliche Gemeinde. Tatsächlich reißen sich die Carsharingdienste nicht gerade darum, sich auf dem platten Land niederzulassen, wo die Wege zur nächsten Ausleihstation im Schnitt weiter sind als in der dichter bevölkerten Stadt.
Dass Greenwheels den Schritt nun trotzdem wagt, liege erstens an der Beharrlichkeit von Wolf Warncke, der immer wieder nachgefasst und für das Projekt geworben habe, sagt Hinz. Und es liege vor allem aber an den relativ günstigen Startbedingungen: “Der Markt hier in der Region ist vorbereitet”, betont Hinz. “Carsharing ist für die Menschen hier nichts total Fremdes mehr.” Es gebe bereits eine gewisse Zahl von Nutzern, die es künftig zu vervielfältigen gelte. Hinz sprach von einer “besonderen Situation” in Tarmstedt: “Hier stehen engagierte Menschen mit Enthusiasmus hinter dem Carsharing.”
Und auf eine weitere neue Erfahrung lässt sich Greenwheels ein: Bislang werden alle Autos des Fahrzeugpools von Benzin- oder Dieselmotoren angetrieben. Die Stromautos aus dem Raum Tarmstedt seien in Deutschland die ersten mit dem alternativen Antrieb, sagt Hinz. “Das ist ein Pilotprojekt für uns. Wir schauen uns das an, das muss sich natürlich wirtschaftlich tragen.” Nach seinen Angaben betrage die durchschnittlich gefahrene Strecke aller Anmietungen in Deutschland 50 Kilometer. So gesehen, meint Hinz, sei die Reichweite der e-Golfs von rund 250 Kilometern im Sommer eigentlich ausreichend.
Alle acht Wagen sind schon mit den Greenwheels-Logos beklebt, ebenso sind die Ausleihstationen neu ausgeschildert worden. Auch das Innenleben der Autos wurde ergänzt: Mit Hilfe von Greenwheels-Experten haben Warncke-Monteure Telematik-Computer eingebaut, die Fahrtstrecke und Nutzungsdauer erfassen und zur Abrechnung an die Zentrale übermitteln. Auch über Kartenlesegeräte verfügen die Fahrzeuge nun: Hält man die Chipkarte an die markierte Stelle der Frontscheibe, öffnen sich die Türen. Alternativ geht das per App, über die sich auch die Buchung abwickeln lässt.
Das neue Carsharing-Zeitalter hat auch unmittelbare Folgen für die Besitzer der Autos: Traugott Riedesel, Claus Wahlers, Ulrich Kaschner, Jochen Franke, die Samtgemeinde Tarmstedt und Wolf Warncke können ihre eigenen Golf-Stromer künftig nur noch nutzen, wenn sie sie übers Greenwheels-System selbst ausleihen.
Dafür sind sie jetzt, ebenso wie mehr als 50.000 weitere Menschen, Mitglieder von Greenwheels, und haben in Holland und Deutschland die Auswahl unter etwa 2.500 Autos. Rund 12.000 Nutzer sind in Deutschland registriert, sie teilen sich aktuell 400 Fahrzeuge an 23 Standorten – Tarmstedt schon mitgerechnet.
Quelle: Per Mail am 05. November 2018