Ja, nein, vielleicht? Der Automobilkonzern Volkswagen denkt an viele Strategien, um sich mit Batteriezellen für seine Elektroauto-Offensive einzudecken. Der Akku ist einer der Knackpunkte der Elektromobilität. Da er das teuerste Einzelteil darstellt, ist er entscheidend für die Gewinnmarge. Und da die weltweite Nachfrage stetig steigt, entbrennt ein kleiner Kampf um die Produktionsvolumen der vor allem Asiatischen Hersteller, die den Weltmarkt mit einem Marktanteil von gut 90 Prozent dominieren.
Damit aber diese Gewinne in Europa bleiben und den europäischen Herstellern ausreichend Batteriezellen für ihre Elektroauto-Produktion zur Verfügung stehen, forderte VWs Konzern-Chef Herbert Diess bei der Hauptversammlung in Berlin, „dass wir im Industrieverbund mit vereinten Kräften über den Aufbau einer Fertigung von Batteriezellen in Europa nochmals verstärkt diskutieren müssen.“
Intern, wie die WirtschaftsWoche einige Tage vor der Hauptversammlung erfahren haben will, prüfe Volkswagen mehrere Strategien für die Beschaffung von Batteriezellen für Elektroautos. Auch eigene Fabriken, Joint Ventures oder Zukäufe, was lange als undenkbar galt. Das erklärte ein Unternehmenssprecher gegenüber der WirtschaftsWoche.
Diess hatte sich schon im Jahr 2016 als VW-Markenchef sogar für eine deutsche Zellfabrik ausgesprochen, da die Batterie „die Kerntechnologie der Elektromobilität“ sei. Sein damaliger Konzernchef Matthias Müller war anderer Meinung und sagte: „So einen Blödsinn machen wir sicherlich nicht.“ Nach der Ablöse Müllers durch Diess im April könnte nun ein Strategiewechsel anstehen. Fürsprecher gäbe es genug, wie etwa Bernd Althusmann, Wirtschaftsminister in Niedersachsen und VW-Aufsichtsrat. Er sagte der WirtschaftsWoche: „Der Zugang zu Batteriezellen ist eine wesentliche Voraussetzung für eine wettbewerbsfähige Industrie in Deutschland. Wir sollten in Niedersachsen nicht nur Forschungsstandort, sondern auch Fertigungsstandort werden.“
So oder so: Zu lange sollte VW nicht mehr nur nachdenken, sondern auch handeln. Denn während die deutschen Autohersteller und Zulieferer zögern, zaudern und bereits erste Absagen erteilen, kommt die Konkurrenz aus Asien im Wortsinn immer näher: Zellhersteller wie LG Chem, Samsung und SK Innovation bauen erste Fertigungsstätten in Europa auf, vor allem in Ungarn und Polen. Nach Deutschland ist es von dort nicht mehr weit.
Quellen: Manager Magazin – Volkswagen Hauptversammlung: Kritik von Aktionären auf VW HV in Berlin // WirtschaftsWoche – Baut VW bald eigene Fabriken für Batteriezellen?