„Anders forschen, anders fahren, anders fördern“: So überschreibt die Zeit einen Artikel, in dem drei Forderungen an Wirtschaft, Politik und Verbraucher gestellt werden, damit Deutschland den Wandel zur Elektromobilität erfolgreich mitgestalten kann – anstatt Ländern wie China, dem Top-Produzenten, oder Norwegen, dem Top-Markt, nur hinterherzufahren.
Fast jeder deutsche Hersteller hat zwar mittlerweile einige Elektroautos für den Massenmarkt vorgestellt – allerdings bislang nur als Studien, die vor 2020 nicht auf die Straßen kommen werden. Mehr als Versprechungen und Ankündigungen hat die Automobilnation Deutschland auf der IAA noch nicht geliefert. Währenddessen schickt Tesla sein Model 3 an erste Kunden, ist jeder zweite Neuwagen in Norwegen ein Elektrofahrzeug, bereitet sich der Massenmarkt China auf eine Elektroauto-Quote vor. Die deutschen Hersteller, Politiker und auch Verbraucher, so die durchaus berechtigte Kritik, sind bei der Elektromobilität immer noch mit angezogener Handbremse unterwegs.
Für eine „erfolgreiche Mobilitätswende“, und damit „Deutschland bei der Suche nach einer besseren, sauberen und faireren Mobilität den Anschluss nicht verliert“ so die Zeit, müsse sich einiges ändern. Drei Punkte seien dabei zentral:
1. „Unternehmen müssen anders forschen“. Den Autoherstellern wirft die Zeit vor, zu sehr an die Rendite und die Zufriedenheit der Aktionäre zu denken: „Am Ende des Jahres muss ein ordentlicher Gewinn stehen, sonst droht Ärger mit den Shareholdern. Dieses kurzfristige Denken ist mit der langwierigen Arbeit an alternativen Fortbewegungsmitteln nicht vereinbar“, so die These. Für eine erfolgreiche Zukunft sollten die Unternehmen „den Mut haben, mehr und tiefer zu forschen“ und mehr Kooperationen einzugehen, beispielsweise um gemeinsam Batterien für Elektroautos zu entwickeln. Außerdem sollten sie „die Angst verlieren, dass der Wandel zu sauberer Mobilität sie bedroht. Niemand will andere Autobauer. Nur andere Autos“.
2. „Verbraucher müssen anders fahren“. Eine berechtigte Zukunfts-Sorge vieler Hersteller sei das „unklare Kundenpotenzial“, da sich die Nachfrage nach innovativen Fahrzeugen und Mobilitäts-Konzepten noch in Grenzen hält. Dabei gibt es schon heute viele kluge Alternativen zu Benziner und Diesel, wie etwa Elektro- und Hybridautos oder Carsharing für Wenigfahrer. Diese seien zwar manchmal noch „nicht ausgefeilt und teilweise noch sehr teuer – aber jeder zusätzliche Kunde hilft, sie weiter zu verbessern und günstiger zu machen“.
3. „Politiker müssen anders fördern“. Mit hunderttausenden Fahrzeugen in Deutschland seien Städte, Länder und der Bund „der beste Kunde der Autohersteller“. Ein Vorschlag lautet deshalb, dass der gesamte staatliche Fuhrpark elektrifiziert werden soll, und „eine große Hürde zur Serientauglichkeit sauberer Fahrzeuge wäre gemeistert“. Auch eine Entbürokratisierung und einen „Abbau von Parallelstrukturen“ wirft die Zeit ins Feld. Derzeit seien zum Beispiel vier Bundesministerien an den Förderprogrammen zur Elektromobilität beteiligt.
Quelle: Die Zeit – Anders forschen, anders fahren, anders fördern