Fast täglich keimen Diskussionen über das E-Auto als Alternative zum Verbrenner auf. Doch es scheint nicht alles grün, was glänzt. Schmutzige Diesel, Feinstaubdiskussionen sowie der notwendige Wandel der Mobilität heizen die Gespräche weiter auf. Auch aus der Politik kommen Diskussionen hoch. So steht die CSU fest zu ihrer Aussage, dass ein Diesel-Ausstieg nicht verhandelbar ist, die Grünen allerdings wollen sich nur an einer Regierungskoalition beteiligen, die das Ende der Ära des fossilen Verbrennungsmotors einleitet.
Elektroauto doch keine eierlegende Wollmilchsau?
All diese Punkte tragen dazu bei, dass das Elektroauto derzeit als eierlegende Wollmilchsau betrachtet wird. Ganz so simpel ist es dann allerdings doch nicht. Geht es nach Albert Albers, Leiter am Institut für Produktentwicklung am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), ist die Batterietechnologie ein mögliches Element künftiger Mobilität, wird aber keine flächendeckende Lösung sein. Vielmehr wird es auf einen breiten Mix an Antriebstechnologien herauslaufen. Gerade im Bereich der Verbrennungsmotoren sieht dieser keinen Rückgang, sondern durch stetig weiter optimierte Technik bis 2030 eine Zunahme.
Betrachtet man die Diskussion um die CO2-Bilanz von Elektroautos auf Basis des heutigen Strommix in Deutschland, würde ein moderner, optimierter Diesel-Motor besser abschneiden, so Albers. Verantwortlich sei hierfür die Tatsache, dass mehr als 40 Prozent des deutschen Stroms aus Braun- und Steinkohle gewonnen wird. Genau dies ist der Knackpunkt, denn E-Autos sind nur so umweltfreundlich, wie der Strom aus dem sie angetrieben werden.
Wobei ich zumindest persönlich der Überzeugung bin, dass bei dem reinen Vergleich der CO2-Bilanz nicht nur Diesel- gegen Elektroauto inkl. Stromquelle betrachtet werden darf. Auch der Diesel beziehungsweise das Benzin muss gefördert, bearbeitet und von A nach B gebracht werden. Sollte in Hinblick auf die CO2-Bilanz eben auch nicht außen vor gelassen werden. Grundsätzlich ist ein entsprechender Vergleich natürlich schwierig, da die dafür notwendigen Daten aktuell an keiner einzigen Stelle aufschlagen.
Blick auf die gesamte Produktionskette notwendig
Das Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung hat zumindest einen Blick auf die gesamte Produktionskette geworfen. Kommt dann aber auch zum Urteil, dass die Ökobilanz noch schlechter ausfällt, vor allem verursacht durch die Themen Feinstaub und Rohstoffaufwand. Selbst mit fortschreitender Energiewende würde laut dem Institut ein Elektroauto im Jahr 2030 rund 185 Gramm an CO2 verursachen.
Besteht allerdings noch Potenzial die alternative Stromgewinnung grüner und ökobilanztechnisch positiver zu gestalten, ist eine vergleichbare positive Entwicklungen auf Seite der konventionellen Kraftstoffe eher unwahrscheinlich. Der Einsatz von Biokraftstoffen stagniert und ist aufgrund möglicher direkter und indirekter Landnutzungsänderungen auch problematisch. Zukünftig könnte sich bei den Kraftstoffen die Bilanz durch Einsatz von Kraftstoffen aus unkonventionellen Vorkommen (z.B. Teersanden) sogar verschlechtern.
Ein weiteres Problem ist allerdings bei E-Fahrzeugen der Akku. Stand heute ist die Energiedichte eher gering, der Preis hoch und zudem altern die Batterien schnell. Dies verursacht, dass die ohnehin nicht große Reichweite mit zunehmenden Ladezyklen abnimmt. Aber hier haben wir bereits festgestellt, dass sich auf diesem Gebiet einiges bewegt. Die Experten des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung gehen davon aus, dass sich die Energiedichte bis 2030 verdoppeln wird.
Es zeigt sich also, dass das umweltfreundliche E-Auto, zumindest in dem Ausmaß wie wir es gerne sehen würden, in den nächsten ein, zwei Jahren wohl noch nicht auf die Straße kommt. Daher ist es wichtig zu verstehen, dass Mobilität nicht nur schwarz-weiß funktioniert. Man muss der neuen Technologie Zeit geben und sich zumindest nicht verschließen.
Zudem wäre es wünschenswert einen objektiven Vergleich von E-Fahrzeugen zu Diesel-Fahrzeugen vorgelegt zu bekommen, keiner der weder von der einen, noch von der anderen Seite subjektiv in die “richtige” Richtung gedrückt wurde…
Quelle: Schwäbisches Tagblatt – Wie umweltfreundlich ist das Elektroauto?