Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), hat sich am 06. Dezember 2017 in Berlin zur derzeitigen Aufstellung der deutschen Automobilindustrie geäußert. Die Aussagen zum Thema der alternativen Antriebe, insbesondere Elektromobilität möchten wir nachfolgend im Detail aufgreifen. Insgesamt 39 Milliarden Euro fließen jährlich in die Forschung und Entwicklung der Automobilindustrie, ein Großteil davon in den Bereich alternativer Antriebe. Damit verbunden steigt die Anzahl der Belegschaft in den Bereichen Forschung und Entwicklung. Betrachtet man den Zeitraum der letzten fünf Jahre entstand gut jede vierte neue Stelle in der deutschen Automobilindustrie im Bereich Forschung und Entwicklung.
Ausbau der E-Mobilität bei deutschen Automobilhersteller
Wissmann griff die Tatsache auf, dass gerade bei den deutschen Automobilhersteller viel Bewegung im Bereich alternativer Antriebe herrscht. In den kommenden zwei bis drei Jahren verdreifacht sich das Angebot der Hersteller auf über 100 E-Modelle. Erste Ankündigungen hierzu wurden bereits im September auf der IAA 2017 in Frankfurt getroffen und im Nachhinein verstärkt durch die jeweiligen Unternehmen kommuniziert. Teilweise wurden bereits erhebliche Schritte unternommen, wobei gerade im Bereich Forschung und Entwicklung einige Bewegung herrscht.
Erweitert man den Zeitraum der Betrachtung auf die nächsten fünf bis acht Jahre werden die deutschen Hersteller mehr als 150 neue Modelle mit Elektroantrieb auf die Straße bringen. Hierbei sind nicht nur reine E-Autos inbegriffen, sondern auch Plug-In-Hybride sowie reine Hybrid-Fahrzeuge. Bei reinen E-Fahrzeugen sollen Reichweiten von mehr als 500 Kilometern mit einer Batterieladung erreicht werden. Bis 2020 investiert die deutsche Automobilindustrie über 40 Milliarden Euro in alternative Antriebe.
Dass die Investitionen in diese Bereiche fruchten zeigt sich an den Patenten, die durch die Automobilhersteller eingereicht werden. Gut ein Drittel aller weltweiten Patente im Bereich der Elektromobilität (34 Prozent) und des Hybridantriebs (32 Prozent) kommt aus Deutschland. Bereits in den vergangenen Monaten hat sich der Marktanteile bei der Elektromobilität deutlich gesteigert. In Europa (EU28+EFTA) sind es 53 Prozent, in Deutschland 64 Prozent, auf dem Leitmarkt Norwegen 58 Prozent.
Bezogen auf Deutschland hat sich die Anzahl der Elektroneuzulassungen – im Zeitraum Januar bis November – auf rund 48.300 Einheiten mehr als verdoppelt. Es hat sich gezeigt, dass sowohl die Nachfrage von reinen E-Fahrzeugen als auch Hybridautos gleichermaßen stark gewachsen ist. In beiden Bereichen stieg die Nachfrage um mehr als 100 Prozent. Der Elektroanteil an allen Pkw-Neuzulassungen übertraf im November mit 2,1 Prozent erstmals die 2-Prozent-Marke. Das gesteigerte Interesse an Fahrzeugen mit alternativen Antrieben sieht man auch an der Anzahl der Anträge auf den Umweltbonus, die stetig steigen.
Fortschritte bei Ladeinfrastruktur zu erkennen
Nicht nur im Bereich der angebotenen Fahrzeuge muss sich etwas bewegen, auch die Ladeinfrastruktur spielt eine immens wichtige Rolle. Derzeit gibt es in Deutschland 10.700 öffentlich zugängliche Ladepunkte, davon sind 530 Schnellladepunkte. Im nächsten Jahr wird sich die Zahl der Normalladepunkte über das Förderprogramm der Bundesregierung auf gut 30.000 verdreifachen, die Zahl der Schnellladepunkte wird sich sogar verfünffachen. Desweiteren folgt das ultraschnelle Hochleistungsladenetz mit 400 Standorten an Autobahnen in Europa, das BMW, Daimler und Volkswagen mit Audi und Porsche zusammen mit der Ford Motor Company im Rahmen eines Joint Ventures auf den Weg bringen.
„Das zeigt: Der Weg in die klimaneutrale Mobilität braucht alternative und synthetische Kraftstoffe, Elektromobilität und Brennstoffzelle. Deswegen sollte die Politik Rahmenbedingungen und Ziele setzen, aber nicht den Weg dahin vorschreiben. Quoten oder Technikverbote weisen den Weg in die wirtschaftliche, sozial- und klimapolitische Sackgasse. Wer Klimaschutz und Industriepolitik in der Balance halten will, muss dem Grundsatz der Technologieneutralität folgen.“ – Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA)
Quelle: VDA.de – Wissmann: Deutscher Pkw-Markt erreicht höchstes Niveau des Jahrzehnts