Dass, die Jamaika-Verhandlungen derzeit nicht gerade problemlos vorangehen dürfte bekannt sein. Ein wichtiges Thema, welches aus dem Lager der Grünen angestoßen wurde, ist die Verkehrswende hin zu Elektrofahrzeugen. Mit dieser stößt man allerdings auf entschiedenen Widerstand beim möglichen Koalitionspartner FDP. Denn diese wollen sich derzeit noch nicht festlegen, mit welcher Antriebsart die Klimaziele im Verkehr erreicht werden sollen. Der FDP ist es derzeit egal, ob die Klimaziele mit Elektromotoren oder mit Verbrennungsmotoren, die mit Treibstoff betrieben werden, der aus erneuerbaren Energien stammt, erreicht werden.
Die Grünen bekommen Zuspruch vom Sachverständigenrat für Umweltfragen, einem der wichtigsten wissenschaftlichen Beratergremien der Bundesregierung. Ein aktuelles Gutachten der dortigen Experten ist in seiner Empfehlung recht eindeutig:
„Die direkte Elektrifizierung ist aufgrund ihres sehr hohen Wirkungsgrads besonders geeignet, die Klima- und Umweltauswirkungen des Verkehrs grundlegend zu verringern.“
In Bezug auf das Betreiben von Fahrzeugen mit Treibstoffen aus Quellen erneuerbarer Energie ist die Diagnose des Sachverständigenrats ebenfalls eindeutig. Allerdings nicht positiv. So sei eine Umwandlung von Ökostrom etwa durch Elektrolyse in Gas oder Flüssiggas oder aber die Herstellung aus Biomasse wirtschaftlich nicht sinnvoll. Da bei diesen Prozessen zu große Energieverluste entstehen, die mit einem um ein Vielfaches größerem Strombedarf einhergehen. Die Betrachtung anhand eines Beispiels macht das Ganze ein wenig greifbarer.
So fährt ein reines Elektroauto mit einem Energieeinsatz von 15 Kilowattstunden rund 100 Kilometer, ein Brennstoffzellenfahrzeug 48 Kilometer, ein Fahrzeug, angetrieben mit aus erneuerbaren Energien gewonnenem Gas schaffe es lediglich 15 Kilometer weit. Es wird daher vonseiten des Sachverständigenrats, in der neuen Legislaturperiode, eine staatlich festgelegte Quote für Elektroautos gefordert. Hierdurch verspricht man sich, dass „die technologiepolitischen Ziele sicher erreicht werden“, so die Wissenschaftler unter Leitung der Klimaökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Der Vorschlag sieht vor, dass man im Jahre 2025 eine Quote von 25 Prozent batterieelektrische und Brennstoffzellenfahrzeuge anpeilt, für das Jahr 2030 könnte diese Quote bei 50 Prozent liegen. Erinnert zumindest ein wenig an die Entscheidung der EU-Kommission.
Von einem Verbrenner-Verbot ist beim Sachverständigenrat keine Rede. Dieses hatten die Grünen im Wahlkampf ins Spiel gebracht. Wobei Cem Özdemir vergangene Woche klargemacht hat, dass seine Partei auf dieser Forderung in der schwarz-gelb-grünen Koalition nicht bestehen würde. Die Expertise des Sachverständigenrats könnte allerdings eine Kompromisslinie vorgeben für die Verhandlungen der Sondierungsgruppen. Man darf gespannt sein.
Quelle: Spiegel.de – Jamaika-Sondierung: Regierungsberater fordern Elektroquote