Volle Straßen in Wohnquartieren, Fahrzeuglärm, Emissionen und Lieferverkehr – der zunehmende Online-Handel und eine wachsende Bevölkerung erfordern in den Städten neue Konzepte für den Wirtschafts- und Logistikverkehr. Hannover startet deshalb zusammen mit Unternehmen und Hochschulen das Modellprojekt „Urbane Logistik“. Der Bund hat für das Projekt bereits Forschungs-Fördermittel bewilligt.
Intelligente Vernetzung und smarte Mobilitätslösungen können Liefer- und Logistikverkehr effizienter und ressourcenschonender gestalten. Digitale Kommunikations- und Steuerungstechniken können bedarfsgerechte Transporte organisieren und unkoordiniert entstehende Leerfahrten vermeiden. Der Einsatz von elektrisch angetriebenen Lieferfahrzeugen kann einen Beitrag zur Luftreinhaltung in den Städten leisten.
Die vielen technologischen Ideen sind jedoch bislang nicht zusammengeführt. So gibt es noch keine praxistauglichen Lösungen für einen ganzen Stadtteil oder gar eine Großstadt. Das will die Projektinitiative „Urbane Logistik“ in Hannover nun modellhaft entwickeln und erproben.
„Wir wollen Modellregion für den Lieferverkehr der Zukunft werden. Es geht um saubere, leise, effektive und damit zukunftssichere Logistikkonzepte in unseren Städten. An Bord der in dieser Form einzigartigen Kooperation haben wir starke Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft.“ – Stefan Schostok, Oberbürgermeister Hannover
Ins Leben gerufen haben die Projektinitiative aus Stadt, Wirtschaft und Wissenschaft Oberbürgermeister Stefan Schostok und Dr. Eckhard Scholz, Vorstandsvorsitzender von Volkswagen Nutzfahrzeuge. Als Partner im Lenkungskreis vertreten sind darüber hinaus bislang der Logistik-Marktführer Deutsche Post DHL, die Stadtwerke Hannover AG (enercity), die Leibniz Universität Hannover, die Hochschule Hannover, das Niedersächsische Forschungszentrum Fahrzeugtechnik an der Technischen Universität Braunschweig und das Land Niedersachsen. Nach einer intensiven Vorbereitungsphase geht das Projekt „Urbane Logistik“ jetzt in die Umsetzungsphase.
Das jetzt von der Bundesregierung (BMBF) geförderte Forschungsprojekt USEfUL soll Liefer- und andere Wirtschaftsverkehre analysieren und am Beispiel hannoverscher Stadtviertel (Living Lab) in neue Lieferkonzepte münden lassen. Ziel ist eine auch für andere Kommunen nutzbare Web-Applikation als Entscheidungshilfe für zukunftssichere Logistikkonzepte in den Städten.
Eine wesentliche Rolle spielen für den künftigen Lieferverkehr schadstofffreie Elektrofahrzeuge. Diese sollen in Hannover schon bald verstärkt zum Einsatz kommen. Der Logistikkonzern Deutsche Post DHL stellt in Kürze seine Lieferflotte in Teilen von Hannover auf seine Elektro-Transporter Streetscooter um. Hannovers Stadtwerke enercity schaffen für DHL die Ladeinfrastruktur. Das Projekt ist insgesamt in vier Teilprojekte untergliedert.
Projekt 1 – Aufbau einer wissenschaftlichen Kompetenzregion
Die Akteure wollen mit ihrer Kompetenz Hannover als Wissens- und Forschungszentrum für „Urbane Logistik“ etablieren. Gemeinsames Ziel von Stadtverwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft: Aufbau einer Forschungsinfrastruktur am Standort Hannover als wissenschaftliche Grundlage für konkrete Projekte.
Im ersten Schritt werden die Hochschulen, aber auch Volkswagen Nutzfahrzeuge und enercity gezielt Forschungsarbeiten und Promotionsstipendien für diesen Themenbereich fördern und finanzieren.
Projekt 2 – Neues System für Verkehrsmanagement
Die Basis für die Steuerung des Verkehrs der Zukunft liegt in der Erhebung und Nutzung von Daten. Dafür müssen die Daten in einem System zur Erfassung, Bewertung und Nutzung von Umwelt- und Verkehrsdaten (Verkehrsfluss, Emissionen, Fahrzeug-/Flottendaten etc.) zusammengeführt werden.
Im zweiten Schritt wird ihre Relevanz für Maßnahmen der „Urbanen Logistik“ untersucht, insbesondere auch im Hinblick auf die bestehenden städtischen Ziele der Mobilitäts- und Klimaschutzplanung.
Projekt 3 – Pilotquartiere „Urbane Logistik“
Ein Herzstück des Projektes ist die Entwicklung von innovativen Logistikkonzepten (u.a. Zustell- und Fahrzeugkonzepte) in ausgewählten Stadtquartieren exemplarisch für den gesamten Modellraum der Stadt Hannover. Hier werden zukünftige Konzepte zunächst simuliert und mit den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort ausgewertet und erprobt. Eingeschlossen ist die Evaluation in Bezug auf Nachhaltigkeit und Effizienz (u.a. Verkehr, Zeit, Emissionen), aber vor allem auch auf die Akzeptanz in der Bevölkerung.
Projekt 4 – Ausbau der kommunalen & gewerblichen E-Mobilität
Die Projektpartner schreiten auch bei alternativen Antriebstechnologien und neuen Produkten voran. E-Mobil-Flotten sollen im kommunalen und gewerblichen Bereich (Personen-, Güterwirtschafts- und Dienstleistungsverkehr) stärker und sichtbar eingesetzt werden. Es geht auch darum, neue Produkte zu entwickeln und so auch den Marktanteil schadstofffreier Fahrzeuge in Hannover zu steigern.
Quelle: Stadt Hannover – Pressemitteilung vom 21.09.2017