Bastian Schröter, Professor an der Stuttgarter Hochschule für Technik, und seine Mitarbeiterin Sally Köhler haben sich für eine Kurzstudie die interessante Frage gestellt: Was würde passieren, wenn auf Stuttgarts Straßen plötzlich nur noch Elektroautos fahren würden? Das Ergebnis der Kurzstudie zeigt sowohl positive, als auch negative Aspekte auf. So lässt sich festhalten, dass der gesamte Stromverbrauch in Stuttgart, im Verhältnis gesehen, lediglich um 15 Prozent steigen würde, obwohl täglich viele Tausend Elektrofahrzeuge geladen werden würden.
Negativ beziehungsweise kritisch zu betrachten ist allerdings die Tatsache, dass mit sogenannten Lastspitzen gerade am Morgen zwischen acht und neun Uhr sowie Abends zwischen 18 und 20 Uhr zu rechnen ist. Die Lastspitzen bedingt durch E-Autos treffen gerade in diesen Zeiträumen auf Peaks anderer Auslastungen im Stromnetz. Aktuell liegen die Lastspitzen im Stromnetz um die 400 Megawatt, sollten tatsächlich alle Fahrzeuge in Stuttgart elektrisch unterwegs sein, wären wir bei Lastspitzen von 1.000 bis 1.800 Megawatt.
Realistisch ist die Umstellung der E-Fahrzeuge im Stuttgarter Raum auf einen Schlag eh nicht, daher haben die Energieversorger noch ein wenig Zeit darauf zu reagieren. Realistisch gesehen darf man aber wohl mit bis zu 200.000 E-Fahrzeugen rechnen, die nach den Eckdaten der Stuttgarter Verkehrsströme an einem gewöhnlichen Werktag in der Stadt stehen – und geladen werden.
Auf Seiten der Netzbetreiber und Energieversorger reagiert man bereits. So hat die Stuttgart Netze Betrieb GmbH im März ihre Anschlussbedingungen geändert und will seitdem verbindlich wissen, wenn Ladestationen installiert oder erweitert werden, die eine Leistung von mindestens 4,6 Kilovoltampere haben. Durch diese Meldepflicht können die Auswirkungen auf das Stromnetz besser beurteilt werden, was gerade langfristig zur Grundlage für eine vernünftige Datenbasis wird.
Die Energie Baden-Württemberg (EnBW), die Ladestationen in Stuttgart betreibt, untersucht zusammen mit der Uni Stuttgart in Netz-Laboren im Land die künftigen Anforderungen an die Infrastruktur. Am Standort Stöckach testet die EnBW mit ihrer eigenen Flotte von 27 E-Golfs, wie sich Spitzenlasten auswirken. Man sieht, obwohl noch nicht alle Fahrzeuge in Stuttgart elektrifiziert sind, agiert man vorab auf mögliche Belastungen, um nicht in Zukunft zu einer Schnellschuss-Reaktion gezwungen zu werden. Weitere Informationen zur Studie finden sich unter der nachfolgend aufgeführten Quelle.
Quelle: Stuttgarter-Nachrichten.de – Elektromobilität in Stuttgart: Ohne Ausbau bricht das Netz zusammen