Autos brauchen immer weniger Benzin, Elektroautos überhaupt gar keines. Tankstellen drohen zu den großen Verlierern der Elektromobilität zu werden. Schon seit 1970 geht die Zahl der Tankstellen in Deutschland deutlich zurück: Zum Höhepunkt der Branche gab es 46.091 Tankstellen, bis 1986 waren es nur noch 21.647. Und heute sind es dem Minerölwirtschaftsverband MWV zufolge nur noch 14.510, mit weiterhin stark sinkender Tendenz.
Mit dem langsam einsetzenden Siegeszug alternativer Antriebe verschärft sich der Trend. Wann Elektroautos Verbrenner endgültig ablösen, steht in den Sternen. Geht es nach den Grünen, dürfen ab 2030 keine neuen Verbrenner mehr zugelassen werden. Überlässt man den Markt sich selbst, könnte es deutlich länger dauern – oder auch deutlich schneller, sobald Elektroautos günstiger als oder zumindest gleich teuer wie Verbrenner sind, was Experten für etwa das Jahr 2025 erwarten. So oder so: Die klassische Tankstelle mit ein, zwei Handvoll Zapfsäulen wird es in spätestens einigen Jahrzehnten kaum noch geben.
Das sagt auch Reiner Ropohl, Vertriebsvorstand der Westfalen AG in Münster. Er ist davon überzeugt, dass die Elektromobilität nicht das Ende der Tankstellen besiegeln wird: „Aber das Gesicht der Tankstellen wird sich ändern.“ Ropohl rechnet allerdings damit, dass Benzin und Diesel noch jahrzehntelang nachgefragt werden: „Für den Erfolg der Elektroautos ist die Entwicklung der Reichweiten und der Ladeinfrastruktur entscheidend.”
Da das Schnellladen eines Elektroautos eher eine Notlösung ist, als die Norm – mehr als 90 Prozent aller Ladevorgänge finden zu Hause statt -, und der Ladevorgang deutlich länger dauert als der Tankvorgang eines Benziners oder Diesels, können Tankstellen mit Elektroautos nicht auf hohe Umsätze hoffen. Und sollte sich doch auch Wasserstoff als Antriebstechnologie durchsetzen, kommt eine weitere Baustelle auf Tankstellenbetreiber zu.
Lohnenswerte Zusatzgeschäfte
Aber es gibt auch Hoffnung. Denn schon heute machen viele Tankstellen drei Viertel ihres Umsatzes mit Zusatzgeschäften wie integrierten Supermärkten von Rewe oder Edeka, Packstationen von Amazon oder DHL, oder mit Kaffeestationen von Starbucks oder Tchibo.
Komplett verschwinden werden Tankstellen und Zapfsäulen nicht, soviel ist klar. Aber verschlafen dürfen Sie den Wandel auch nicht. Problematisch könnte es jedoch dann werden, wenn das Privileg der langen Öffnungszeiten für Tankstellen irgendwann fallen sollte. Denn die Umsätze mit den Supermarkt-Zusatzgeschäften dürften dann deutlich zurückgehen.
Quellen: Focus – Tankstellen verschwinden: Elektroautos brauchen kein Benzin // Neue Westfälische – Wenn die E-Autos kommen: Was passiert mit den Tankstellen?