„Die Elektromobilität wird in den nächsten Jahren massiv kommen“ sagte BMW-Chef Harald Krüger in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Der Spitzenmanager sieht deshalb die Autobranche vor dem größten Wandel ihrer Geschichte. Allerdings werde dieser Wandel in den verschiedenen Weltregionen unterschiedlich verlaufen: China werde Krügers Meinung zufolge das Land sein, in dem sich die Elektromobilität am schnellsten entwickeln werde. Wohingegen es andere Länder ohne entsprechende Infrastruktur oder Energieversorgung geben werde, in denen man nur niedrige Wachstumsraten erwarten darf.
Es gebe auch Länder, die nicht auf rein Batterie-elektrische Autos setzen, sondern auf andere Technologien wie etwa Wasserstoff. In Japan zum Beispiel ist für die Olympischen Spiele im Jahr 2020 geplant, eine mindestens 40.000 Fahrzeuge starke Flotte an Brennstoffzellenautos auf den Straßen zu haben. Für Europa geht Krüger davon aus, dass der Plug-in-Hybrid eine lange Zeit eine große Rolle spielen wird, da es für die Langstrecken-Mentalität der Europäer das ideale Automobil sei.
Auf dem Wirtschaftsgipfel der Süddeutschen Zeitung führte der BMW-Chef eine interessante Podiumsdiskussion mit Jack Cheng, einem Mitgründer des chinesischen Elektroauto-Start-ups Nio, dessen Prototypen in der Elektroauto-Szene für Furore sorgten – unter anderem mit einer Rekordfahrt des 1000 Kilowatt starken Elektrosportwagens EP9 auf der Nordschleife des Nürburgrings. Ein Gespräch auf Augenhöhe sei es gewesen, so die SZ, da die Zeiten, in denen die großen Autohersteller die kleinen Start-ups belächeln konnten, mittlerweile Geschichte seien.
Start-ups beschleunigen den Elektromobilitäts-Wandel
Denn Unternehmen wie etwa auch dem kalifornischen Hersteller Tesla, der vor wenigen Jahren selber noch als Start-up galt, sei es zu verdanken, dass sich der Wandel zur Elektromobilität zuletzt stark beschleunigt habe. Allerdings kämpfen die neuen Player auf dem Automobilmarkt häufig noch damit, hohe Stückzahlen zu liefern. Das ist bei Tesla ein Dauerthema, momentan kämpft der Elektroauto-Hersteller damit, die Produktion des Massenstromers Model 3 hochzufahren.
Cheng will mit Nio nun jedes Jahr ein neues Modell auf den Markt bringen und in drei bis vier Jahren etwa eine halbe Million Autos herstellen. Dafür habe das chinesische Start-up finanzstarke Geldgeber im Rücken, darunter das Tech-Unternehmen Tencent und den Handyhersteller Xiaomi sowie den chinesischen Milliardär William Li. Und das nötige Know-How stammt unter anderem von BMW: Im Management und im Entwicklungsressort von Nio arbeiten einige ehemalige BMW-Leute.
Und was sagte Krüger zu den neuen Konkurrenten? Er beobachte sie aufmerksam, sehe sein Unternehmen aber klar im Vorteil, so der BMW-Chef auf dem SZ-Wirtschaftsgipfel. BMW sei ein Autohersteller „mit einer Marke, einer Historie, einem Erbe“. Dinge, die man nicht so schnell erfinden könne wie ein Elektroauto.
Quelle: Süddeutsche Zeitung – BMW-Chef: “Autoindustrie steht vor größtem Umbruch aller Zeiten”