Wirft man einen Blick auf die aktuellen Zahlen des BAFA zeigt sich, dass in unserer Hauptstadt nicht gerade viele Menschen von dem Elektroauto Umweltbonus profitieren. Was in erster Linie daran liegt, dass kaum Elektroautos oder Plug-In-Hybride in Berlin gekauft werden. Geht es nach dem Berliner Mobilitätsforscher Andreas Knie reichen die Anreize hierfür nicht aus.
In der Berliner Zeitung hat er sich darüber ausgelassen und Denkanstöße mit auf den Weg gegeben, wie man die Anzahl der Fahrzeuge mit elektrifizierten Antriebe in Berlin weiter ausbauen könnte. Aus seiner Sicht sollte man E-Auto Besitzern die Möglichkeit geben mit dem eigenen Fahrzeug Geld zu verdienen.
“Mein Vorschlag lautet: Wer in Berlin ein Privatauto mit Verbrennungsmotor abschafft und dafür ein Elektroauto kauft, darf gegen Geld Fahrgäste befördern. Am Besten wäre ein einfacher Tarif wie ein Kilometer für einen Euro. Davon dürfte der Autofahrer 90 Cent behalten, zehn Cent gingen als Provision an die Computer-Plattform, die alle Fahrten koordiniert.” – Andreas Knie, Geschäftsführer des Innovationszentrums für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel (InnoZ)
Die Verwaltung könnten die Berliner Verkehrsbetriebe übernehmen, die als Bestellzentrale fungieren, Fahrtwünsche annehmen und an die jeweiligen E-Auto Fahrer weiterleiten. Die BVG wäre somit die Spinne im Netz und dient als Knotenpunkt der verschiedenen Fortbewegungsarten: Bahnen, Busse, Car Sharing, Mieträder, Mitfahrten in privaten Elektroautos sowie andere Angebote. Quasi, ein wenig weg vom schlichten Anbieter hin zum Vermittler/Dienstleister.
Sicherlich eine Überlegung wert und zumindest ein Anstoß für eine Diskussion. Bedenkt man, dass gerade einmal 258 der Anträge für den Umweltbonus auf Berlin entfallen, von 13.083 Anträgen, die zwischen dem 1. Juli 2016 und dem 30. Juni 2017 bundesweit gestellt wurden, ist dies recht wenig.
Derzeit wird Knies angedachte Lösung mit dem Zusatzverdienst für Elektroautobesitzer noch nicht umsetzbar sein. Denn das Personenbeförderungsgesetz sieht solche Konzepte nicht vor. Es gibt allerdings in diesem Gesetz im Paragrafen 2 eine Experimentierklausel, die bis zu vier Jahre dauernde Tests zulässt. Also zumindest Mal eine theoretische Option das Ganze zu testen.
Vonseiten der Politik hält man den Vorschlag zunächst für bedenkenswert. Jörg Welke, Sprecher der landeseigenen Agentur für Elektromobilität, ist der Meinung, dass es sich hierbei um eine charmante Idee handelt. Allerdings in der Praxis eher schwer umsetzbar und den Berlinern schwer zu vermitteln. Die SPD ist dafür, dass man die Elektroautos in Berlin fördert, jedoch unter einem anderen Ansatz.
“Wir setzen uns beim Bund dafür ein, dass anstelle der wenig genutzten Kaufprämie für Elektroautos ein Förderprogramm für die Umrüstung der Taxiflotte auf Elektromobilität aufgelegt wird.” – Tino Schopf (SPD)
Aus meiner Sicht ein Ansatz der vielversprechender klingt, als die Beförderung von Fahrgästen im eigenen Elektrofahrzeug. Man darf gespannt sein was sich in unserer Hauptstadt noch bewegt.
Quelle: Berliner Zeitung – Berliner sollen mit Elektrofahrzeugen Geld verdienen können